Hungern nach Gerechtigkeit
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden« Ohne mir eine theologische Interpretation dieser Seligpreisung anzumaßen, sie beschreibt für mich elementare Defizite und eine klare Aufforderung zur Veränderung.

Immer noch leiden Millionen von Menschen in den Ländern des Südens unter Hunger und Millionen haben keinen Zugang zu brauchbarem Trinkwasser.

Laut Entwicklungshilfeminister Dr. Gerd Müller verhungern heute noch täglich 20.000 Kinder; täglich! Unsere Haushalte verbrauchen durchschnittlich 200 Liter Wasser pro Person täglich;  in vielen ländlichen Regionen des Südens gibt es noch keine Wasserleitung. Von Gerechtigkeit noch keine Spur, "denn alle sollen satt werden". 

Während im Kongo noch 93 Prozent der Menschen ohne elektrisches Licht leben müssen, leuchten bei uns die Flachbildschirme von der Wand. Wenn alle Bewohner der Erde unseren Lebensstandard haben würden, bräuchten wir die Ressourcen von 2 bis 3 Planeten. 20 Prozent der Menschen verbrauchen 80 Prozent der Ressourcen. Wir müssen neu teilen lernen.

Die 100 reichsten Menschen besitzen so viel wie die3,5 Mrd. ärmsten Erdbewohner, 10 Prozent der Menschen besitzen 90 Prozent des Weltvermögens. Unsere Welt hat ein massives Gerechtigkeits- und Verteilungsproblem. Wir brauchen einen Weltzukunftsvertrag in dem der Wandel vom derzeit marktradikalen System zu einem öko-sozialen System festgeschrieben wird.

Das Öl und Coltan aus Nigeria ermöglicht uns erst die Herstellung unserer Elektronikwundergeräte, doch vom 800 Euro teuren iPhone gehen gerade mal 3 bis 5 Euro für Coltan nach Afrika.

90 Prozent unserer Kleidung wird in Vietnam, Kambodscha und vor allem in Bangladesch produziert. Der Export von Kleidung ist der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Etwa 3,5 Millionen Beschäftigte zählt die Branche, 80 Prozent davon sind Frauen. In über 4000 Fabriken nähen sie dort sieben Tage die Woche oft bis zu 14 Stunden täglich unter ausbeuterischen und miserablen Arbeitsbe- dingungen (Schwangere werden entlassen) Kleider für die ganze Welt. Billige Kleidung für uns auf Kosten der Sklaven in Asien. Vom Preis einer guten Jeans mit 100 Euro  erhält die Näherin dort gerade mal 2 Euro. Der Lohn für die Näherinnen beträgt im Monat 120 bis 150 US-Dollar, das sind keine existenzsichernde Löhne, die eine ausreichende Ernährung, Gesundheitsversorgung und Schulbesuch für die Kinder ermöglichen würden. Nur I Euro Anteil mehr an der Jeans wäre ein großer Einkommens zuwachs für die Näherinnen.

Entwicklungshilfeminister Dr. Müller versucht mit einem Bündnisangebot an die Textilindustrie deren Widerstand zu brechen, Alle großen namhaften Textilfirmen lassen dort nähen. Genauso ist es mit den Schuhen. Allein ein Container-Schiff transportiert auf einer Fahrt 120 Millionen Paar Schuhe, der Transport spielt keine Rolle. Wir brauchen keinen freien Handel sondern einen Fairen Handel. Spenden sind kein Ersatz für FairenHandel, auch wenn sie in vielen Notfällen wie nach immer häufigeren Naturkatastrophen oder kriegerischen Auseinandersetzungen dringend nötig sind.

Auch für Aufbau von Gesundheitswesen und Schulen können Spenden eine wichtige Unterstützung sein. Aber nur der Faire Handel befreit die Menschen dort aus der Rolle des Spendenempfängers und gibt ihnen ihre Eigenständigkeit und Würde. Er bietet langfristig Hilfe zur Selbsthilfe mit Wertschätzung der oft arbeitsintensiven und ökologischen Anbaumethoden und schafft Einkommen auf dem Land.
Was ist der Faire Handel?

Der Faire Handel ist eine internationale Bewegung für mehr Gerechtigkeit im Welthandel:  er bietet benachteiligten Produzenten in den Ländern des Südens eine faire Chance, ihre wirtschaftliche und soziale Existenz dauerhaft zu sichern. Es geht um gute Produkte zu fairen Preisen, die Produzenten nicht in den Ruin treiben, sondern ein Leben in Würde sowie Investitionen in die Zukunft ermöglichen, Seine Kriterien:

•Gerechte Bezahlung, stabile, existenzsichernde Mindestpreise

• Verbot von illegalerKinderarbeit

• Vorfinanzierung;  zusätzliche Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte

• Langfristige und transparente Handelsbeziehungen

• Beratung bei Produktion und Vermarktung 
Wie funktioniert er?

Importorganisationen. die den Prinzipien des Fairen Handels nach obigen Kriterien folgen, kaufen von Kleinbauern-Zusammenschlüssen oder Unternehmen mit sozialer sowie ökologischer Verantwortung Produkte, die dann in Deutschland verkauft werden.
Siegelinitiativen

Die Kaffeekrise Anfang der1990er stellte die Fairhandelsorganisationen vor die Notwendigkeit neue Vermarktungsmöglichkeiten für fair gehandelte Güter zu erschließen. Um Lebensmittel in den Supermarktregalen als Erzeugnisse des Fairen Handels auszuweisen, wurde 1992 das TransFair-Gütesiegel entwickelt.

Mittlerweile hat sich die Siegelorganisation TransFair mit anderen nationalen Gütesiegelinitiativen zur Fairtrade Labeling Organization International (FLO) zusammengeschlossen, um einheitliche Standards festzulegen und deren Kontrolle zu ermöglichen.

Während sich die 800 Weltläden in Deutschland als die Fachgeschäfte für den Fairen Handel auf Produkte des Fairen Handel spezialisiert haben, werden nun seit rund 20 Jahren die Fairtrade ge- siegelten Waren auch über viele Lebensmittelgeschäfte, Bioläden, Reformhäuser, Warenhäuser, Supermärkte, Drogeriemärkte und Discounter neben ihren sonstigen Waren verkauft. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel gibt es bundesweit in 42.000 Verkaufsstellen und in 20.000 gastronomischen Betrieben. Allein diese 50-fache zahlenmäßige Überlegenheit macht deutlich, dass insbesondere im Lebensmittelbereich eine Ausweitung mit dem Ziel möglichst eine große Masse der Konsumenten zu erreichen, ohne den allgemeinen Einzelhandel nicht zu erreichen wäre.

Derzeit profitieren 1,5 Millionen Menschen (Bauern und Arbeitskräfte) in 74 Ländern weltweit in 1210 Produzentenorganisationen von Fairtrade.

Neben den 944 Millionen Euro Gesamterlösen von Fairtrade-Produzenten, konnten 95,2 Millionen Euro Fairtrade-Prämien für Bauern und Arbeitskräfte ausgereicht werden, hauptsächlich aus der Produktion von Bananen, Kakao, Kaffee, Baumwolle, Blumen, Zucker und Tee. Dennoch sind dies erst Tropfen auf den heißen Stein, denn der Anteil Fair gehandelter Waren am gesamten Handeisvolumen ist noch viel zu klein. Selbst bei dem ältesten und bekanntesten Produkt, unserem geliebten Kaffee, beträgt der Anteil Fair gehandelter Ware gerade mal 3 Prozent; d.h. von 100 Tassen Kaffee sind gerade mal 3 Tassen Fair gehandelt. Es gibt noch viel zu tun und jeder von uns kann einen kleinen Beitrag leisten, für viele Menschen in den Ländern des Südens das Leben zu verbessern.  Kaufen Sie fair gehandelte Produkte  mit dem Fairtrade-Siegel bei Ihrem  Lebensmittelhändler oder am besten in einem der 800 Weltläden in Deutschland. Unsere  Region des Ev. Dekanats Memmingen zeichnet sich aus durch ein überdurchschnittlich zahlreiches Engagement einer Vielzahl von ursprünglich meist  kirchlichen Gruppen, die auf ehrenamtlicher Vereinsbasis einen Weltladen betreiben. So haben Sie überall in der Nähe Gelegenheit in »ihrem« Weltladen, seies in Buchloe, Bad Wörishofen, Türkheim, Mindelheim, Bad Grönenbach, Buxheim und in Memmingen zuverlässig fair gehandelte Lebensmittel, Textilien und kunsthandwerkliche Artikel zu kaufen.
Weltladen Memmingen

Auch in Memmingen wurde durch eine engagierte ökumenische Basisgruppe der Aktion 365 von Bad Grönenbach im September 1977 der Verein "Partnerschaft Dritte Welt e.V." Memmingen ge- gründet und bereits im November 1977 der "Dritte Welt Laden" in der Schlossergasse gegenüber dem Rathaus eröffnet; der erste Weltladen in Schwaben.

Als ehemaliger Entwicklungshelfer kam ich 1979 zum Verein und habe 1982 den Vorsitz übernommen. Durch den anhaltenden Einsatz von sehr engagierten Ladenteamleitungen und dank einer großen Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen im Laufe vieler Jahre ist es gelungen aus dem ursprünglich nur 25 qm kleinen Laden in der Schlossergasse nach zweimaligem Umzug den heute knapp 100 qm großen Weltladen am Weinmarkt zu entwickeln. Seit dem Jahre 2005 wird mit einem ehrenamt- lichen Team ein weiterer Laden, der Eine-Weltladen in Bad Grönenbach betrieben.
Was motiviert unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen für diesen zum Teil langjährigen Dienst? Für Armernarie Lehnberger, die fast seit Beginn, also knapp 40 Jahre im Weltladen
Memmingen ehrenarmtlich arbeitet, ist dies eine sinnvolle Arbeit für die Hilfe zur Selbsthilfe. Mit dem Verkauf der Waren sieht sie auch die Möglichkeit Informationen über die Produkte und Lebens-umstände. aber auch die Sorgen der Menschen dort zu übermitteln. Viele Probleme beim  Anbau, fehlende Transportmöglichkeiten und Abhängigkeiten von wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten sind uns  in unserer Wohlstandssituation gar nicht bewusst.
Wenn auch Sie Freude am Umgang mit Menschen und am Verkauf schöner und qualitativ hoch- wertiger Produkte haben und dann noch alle ein- oder zwei Wochen ein paar Stunden freie Zeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen können, dann sind Sie herzlich willkommen im Weltladenteam. Wir suchen weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Ladendienst.
Kommen Sie unverbindlich vorbei und sprechen Sie mit unserer Ladenteamleiterin für Memmingen: Petra Beer, Telefon (08331) 891 55 bzw. für Bad Grönenbach Ulrike Lichtenauer Telefon (08334/25 94 50). Wir freuen uns auf Sie.
Unterstützen Sie die Gerechtigkeit, damit weniger Menschen hungern und dürsten. Kaufen Sie Fair gehandelte Waren bei Ihrem Kirchenverkauf, im Weltladen und Fairtrade im Lebensmittelhandel Danke.
Georg Jutz Partnerschaft Dritte Welt e.V für Weltladen Memmingen und Eine Weltladen Bad Grönenbach